Was ist eine Triggerwarnung? Hintergrund und Anwendung

Einleitung: Triggerwarnungen für psychisch belastende Inhalte

Ist Dir vielleicht schon mal aufgefallen, dass vor manchen Filmen, Social-Media-Posts oder Nachrichtenartikeln sogenannte "Triggerwarnungen" eingeblendet werden? So soll deutlich gemacht werden, dass die gezeigten Inhalte für manche Menschen belastend sein können. Auch wir weisen auf unserer Webseite an manchen Stellen darauf hin, dass es in einem Artikel oder Video um sensible Themen geht, die bei bestimmten Personen negative Gefühle auslösen könnten. 

In diesem Text über Triggerwarnungen, könnte es auch sein, dass manche Themen Dich belasten. Deswegen solltest Du entscheiden, ob Du diesen Artikel lesen möchtest. Wir werden hier aber nur allgemein von möglicherweise belastenden Themen sprechen und keine verstörenden Details ansprechen oder zeigen. Vielmehr wollen wir Dir erklären, was Triggerwarnungen eigentlich genau sind und warum sie eingesetzt werden. 

Definition
Vorteile
Themen

Beispiele
Kritik
Zusammenfassung

 

Definition: Was ist eine Triggerwarnung und was hat sie mit einem Trauma zu tun?

Bedeutung des Wortes "Trigger"

Der Begriff „Trigger“ ist Englisch und bedeutet „Auslöser“. Umgangssprachlich nutzt Du das Wort „Trigger“ vielleicht manchmal, wenn Dich etwas nervt oder stört. Aber eigentlich hat das Wort „Trigger“ psychologisch eine andere Bedeutung: „Trigger“ sind unbewusste Reize, die traumatische Erfahrungen wieder hervorrufen, also an ein Trauma (s.u.) erinnern. Diese Hinweisreize können ganz unterschiedlich sein: zum Beispiel Gerüche, Geräusche, das Aussehen eines Menschen oder bestimmte Umgebungen. Trigger können auch bei psychischen Belastungen wie Essstörungen, Suchterkrankungen oder selbstverletzendem Verhalten eine Rolle spielen. 

Beispiel für einen Reiz

Eine Person wurde zuhause brutal überfallen und ausgeraubt. Irgendwann sieht sie jemanden auf der Straße, der dem Täter sehr ähnlich sieht. Das versetzt sie plötzlich in die damalige Situation zurück und die Person fühlt sich extrem hilflos. 

Ein Trauma kann Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit auslösen

Trigger (Hinweisreize) erinnern also an ein Trauma und lösen im Körper eine Art Notfallplan aus: Er reagiert genauso wie in der verganenen traumatisierenden Situation: z.B. mit Angst, Erstarren oder Zittern. Das geht so schnell, dass Betroffene den Zusammenhang in den meisten Fällen nicht sofort erkennen können, erst recht, wenn das Trauma noch nicht verarbeitet wurde. 

Aber was ist ein Trauma eigentlich genau? Ein Trauma ist eine tiefe psychische Verletzung oder ein seelischer Schock, der durch extrem belastende Erlebnisse ausgelöst wird. Es handelt sich um plötzliche, unvorhersehbare Situationen, die nicht kontrollierbar sind. Sie lösen Angst und Hilflosigkeit in den Betroffenen aus. Solche Erlebnisse können einmalig oder wiederholt auftreten und umfassen Ereignisse wie Naturkatastrophen, schwere Unfälle, körperliche oder sexuelle Gewalt, Kriegserfahrungen, schweren Verlust und andere Situationen, die eine Person als lebensbedrohlich oder stark verunsichernd empfindet. Traumatische Erfahrungen überfordern das normale Bewältigungsvermögen eines Menschen und können lang anhaltende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.

Triggerwarnung: Flashbacks und Angstreaktionen verhindern

Und was ist eine Triggerwarnung? Mit einer Triggerwarnung soll davor gewarnt werden, dass bestimmte gezeigte Inhalte – Bilder, Texte oder Videos – bei einer Person starke Belastungen auslösen können: z.B. Flashbacks, Angst- und Panikreaktionen, Essstörungsgedanken, Suchtdruck oder der Druck, sich selbst zu verletzen. Diese Warnungen sollen Nutzer:innen also davor schützen, dass Inhalte schlechte Erinnerungen, zum Beispiel an eine Gewalterfahrung, hervorrufen können. Allerdings wissen Betroffene oft gar nicht, was ihre Trigger sind, weil sie den ursprünglichen Reiz unbewusst abgespeichert haben. Ein Geruch zum Beispiel kann diesen Reiz wieder hervorrufen, ohne dass die betroffene Person das direkt zuordnen kann. 

Begriffe Inhaltswarnung und Content-Warnung

Da die Betroffenen also meistens gar nicht selbst wissen, welche Reize, diese negativen Erinnerungen in ihnen auslösen, ist der Begriff "Triggerwarnung" nicht ganz passend. Deshalb wird mittlerweile auch immer häufiger von "Inhaltswarnung" oder "Content-Warnung" gesprochen, wenn es um die Darstellung von sensiblen Inhalten wie Gewalt, Missbrauch, Sucht oder Unfälle geht. Übrigens: Es gibt keine festen Vorgaben, wo und wie Triggerwarnungen genutzt werden sollten.

Warum und in welchen Situationen sind Triggerwarnungen sinnvoll?

Inhaltswarnungen können aus mehreren Gründen wichtig sein: 

  1. Schutz von Personen mit Traumata: Für Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, können bestimmte Inhalte, wie Gewaltdarstellungen, Missbrauchsszenen oder Themen rund um psychische Krankheiten, Trigger für starke Gefühle oder Flashbacks sein. Triggerwarnungen geben diesen Personen die Möglichkeit, sich auf möglicherweise verstörende Inhalte vorzubereiten oder zu entscheiden, diese Inhalte zu meiden, um sich selbst zu schützen.
  2. Förderung der psychischen Gesundheit: Durch die Nutzung von Triggerwarnungen zeigen Autor:innen, Herausgeber:innen und Contentcreator:innen ein Bewusstsein für die psychische Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Leser:innen bzw. Zuschauer:innen. Das trägt dazu bei, psychische Erkrankungen ernst zu nehmen und gegenseitige Achtsamkeit und Respekts zu fördern.
  3. Eigenständigkeit und Kontrolle: Triggerwarnungen ermöglichen es Betroffenen, eigenständige Entscheidungen über ihren Medienkonsum zu treffen. Durch die Information, können sie selbst bestimmen, ob sie sich einem bestimmten Inhalt anschauen möchten oder nicht. Das stärkt die eigene Kontrolle über eventuell belastende Themen.
  4. Teilhabe und Information: Die Verwendung von Triggerwarnungen kann dazu beitragen, dass Menschen, die aufgrund von Angst vor Triggern auf den Konsum bestimmter Medien verzichten würden, teilhaben und sich informieren.
  5. Bildung und Bewusstsein: Triggerwarnungen können das Bewusstsein für die Existenz und die Auswirkungen von Traumata erhöhen. Sie können als dazu dienen, Verständnis und Empathie für die Erfahrungen anderer zu fördern.

Themen, vor denen Triggerwarnungen schützen sollen

  • Körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt
  • Unfälle
  • Kriegsszenen
  • Darstellung von Tod 
  • Thematisierung von Suizid
  • Katastrophen wie Brände oder Überflutungen
  • Beleidigungen
  • Diskriminierung und Rassismus

Wo werden Triggerwarnungen eingesetzt? Beispiele

Filme, Social Media oder Zeitungen: unterschiedliche Orte für Hinweise

Triggerwarnungen werden in verschiedenen Bereichen angewendet, um Personen vor Inhalten zu warnen, die verstörend oder traumatisierend sein könnten. Hier einige Beispiele:

  • Soziale Medien und Blogs: In sozialen Netzwerken oder auf persönlichen Blogs werden Triggerwarnungen genutzt, um Leser:innen darauf hinzuweisen, dass folgende Texte, Bilder oder Videos Inhalte enthalten, die für einige Personen belastend sein könnten.
  • Film, Fernsehen und Streaming-Dienste: Vor Beginn eines Films oder einer Serie können Warnhinweise eingeblendet werden, die auf gewalttätige Szenen, sexuelle Inhalte oder Darstellungen von Drogengebrauch hinweisen. Diese Hinweise sind oft auch verbunden mit der Nennung der Altersfreigabe eines Filmes oder einer Serie.
  • Videospiele: Auch bei Videospielen können Inhaltswarnungen eingeblendet werden, um die Spieler:innen zum Beispiel vor Gewaltszenen zu warnen.
  • Printmedien (z.B. Zeitungen und Zeitschriften): In Zeitungen kann vor einem Artikel ein Hinweis auf ein möglicherweise belastendes Thema wie z.B. Krieg gemacht merden.
  • Bücher: Bücher, die sich mit schweren Themen befassen, können im Vorwort oder in der Buchbeschreibung Triggerwarnungen enthalten. 
  • Nachrichten: Einige Nachrichtensendungen, zum Beispiel die Tagesschau der ARD, setzen Triggerwarnungen ein, wenn sie über Themen wie Naturkatastrophen, Kriege oder Unfälle berichten.
  • Theater: Theaterstücke oder Performances, die sich mit sensiblen Themen befassen, können im Programm oder durch Ankündigungen vor der Vorstellung Triggerwarnungen beinhalten.
  • Veranstaltungen: Bei öffentlichen Vorträgen, Workshops oder Konferenzen, die sich mit sensiblen Themen befassen, können die Veranstalter zu Beginn eine Triggerwarnung aussprechen, um Teilnehmer auf möglicherweise belastende Inhalte vorzubereiten.

Kritik an Triggerwarnungen: Inhalte mit Bedacht auswählen

Warnungen vor sensiblen Inhalten sollten bewusst eingesetzt werden

Obwohl Triggerwarnungen mit der Absicht eingeführt wurden, Personen zu schützen, gibt es mitterweile auch Kritik:

  1. Zu häufiger Gebrauch: Wenn Inhaltswarnungen zu oft eingesetzt werden, geht ihr eigentlicher Zweck verloren. Triggerwarnungen sollten also nur bedacht genutzt werden, weil sie sonst vielleicht nicht mehr ernst genommen werden.
  2. Sensationsgier: Warnungen vor möglichen Triggern werden manchmal bewusst genutzt, um auf "drastische" oder "spannende" Inhalte aufmerksam zu machen und Klicks zu erzeugen. Sie sprechen bewusst die Sensationsgier der Leser:innen oder Zuschauer:innen an. 
  3. Verallgemeinerung: Triggerwarnungen sind oft zu allgemein, um effektiv zu sein. Deshalb ist es wichtig, dass Content-Warnungen möglichst konkret sind. Beispiel: "Das Video zeigt ab Minute 2:04 bis 3:20 Kriegsszenen. Wenn du das nicht sehen möchtest, schau Dir diesen Abschnitt nicht an."
  4. Zweifel an Wirkung: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit von Triggerwarnungen. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass sie wenig bis keinen Einfluss auf die Reduzierung von Trauma-Reaktionen haben und in manchen Fällen Gefühle von Angst oder Unbehagen sogar erhöhen könnten.
  5. Kultur der Überempfindlichkeit: Die Verbreitung von Triggerwarnungen könnte zu einer "Kultur der Überempfindlichkeit" beitragen, in der zu viel Wert darauf gelegt wird, niemanden zu beleidigen oder zu stören. Dies könnte die Meinungsfreiheit einschränken und die Widerstandsfähigkeit in der Gesellschaft schwächen.
  6. Ausgrenzung: Es besteht die Sorge, dass die Betonung von Triggerwarnungen dazu führen könnte, dass Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen stigmatisiert werden, indem ihnen unterstellt wird, dass sie nicht in der Lage sind, mit bestimmten Themen umzugehen.

Neben diesen möglichen Problemen, die Triggerwarnungen hervorrufen können, sind die Vorteile aber nicht zu vernachlässigen. Indem Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, vor möglicherweise belastenden Inhalten gewarnt werden, wird deren psychische Gesundheit geschützt. Sie erhalten die Kontrolle darüber, wie und wann sie mit potenziell verstörenden Themen konfrontiert werden.

Zusammenfassung: Warum vor möglichen Triggern warnen?

Triggerwarnungen werden eingesetzt, um Personen vor belastenden Inhalten zu schützen. Diese könnten Erinnerungen an traumatische Erfahrungen auslösen. Die Warnungen geben Betroffenen die Möglichkeit, sich vorzubereiten oder die Inhalte zu meiden und so ihre psychische Gesundheit zu schützen. Solche Inhaltswarnungen kommen in sozialen Medien, im Fernsehen, in Videospielen, Büchern, Nachrichten und bei Veranstaltungen vor.

Triggerwarnungen werden aber auch kritisch gesehen. So wird unter anderem befürchtet, dass ihr zu häufiger Einsatz die eigentliche Absicht abschwächt und die Warnungen die Sensationsgier fördern. Trotz der Kritikpunkte dienen Triggerwarnungen dazu, auf die psychische Gesundheit von Menschen Rücksicht zu nehmen und ihnen mehr Kontrolle über ihren Medienkonsum zu ermöglichen.

Hast Du Fragen zum Thema Content-Warnungen? Dann kannst Du Dich jederzeit an unsere JUUUPORT-Scouts wenden. Sie bieten Beratung und Hilfe auf Augenhöhe. Oder bist Du auf einen Inhalt gestoßen, der offen Gewalt zeigt? Dann kannst Du diesen direkt bei uns melden.

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